Frauenfussball

[to_st_lok]

Ich sehe bei dir politischen Kontext ("Und warum fällt mir beim Thema fett jetzt gerade so ein grünes Weiblein ein? Also nur mal so, ich frage für einen Freund."). Bei BRM sehe ich den nicht - zumindest nicht in der aktuellen Diskussion. Vielleicht habe ich auch etwas überlesen, dann erhelle mich bitte

Ich muß dich gar nicht erhellen. Denn du hast bestimmt wohlwollend überlesen, daß beim Thema Frauenfußball nun von weiten und fetten und satuierten auf Besitzstandswahrung bedachten Teilen der deutschen Gesellschaft fabuliert wird. Und da fühlt sich nun mal mein Freund, auch wenn er einen durchtrainierten Traumkörper besitzt, angegriffen. Also stell mal deine Intelligenz nicht in den Schatten. Und wenn ich dein Fantasien mit der fetten Grünen beleidigt habe, entschuldige ich mich hiermit ausdrücklich.

[duke]

Ich habe mir jetzt die ersten 30 Minuten des Spieles gegen Korea in der Mediathek angeschaut und hatte das Spiel gegen Kolumbien in Gänze live gesehen.
Schon gegen Kolumbien war zu sehen, was heute seine Fortsetzung fand.
Unsere Mädels sind zu langsam und zu statisch. Die Ballbehandlung ist erstaunlich ausbaufähig. Ebenso das Passspiel in jeder Hinsicht. Die Kreativität musste so einfach auf der Strecke bleiben, wobei nicht mal sicher ist, das sie vorhanden gewesen wäre.
Was mir bei Kolumbien immer wieder auffiel, war deren freudige Ausstrahlung und das Kommunizieren untereinander. Gut, das muss jetzt nicht unbedingt ein Kriterium sein, um erfolgreich zu sein. Aber bei unseren Mädels hatte ich immer das Gefühl, die Einen bieten Dresche an und die Anderen halten lieber die Gusche und schauen in den Rasen, um keine Dresche angeboten zu bekommen, oder als wären alle auf den Weg zu einer Wurzelbehandlung.
Dann das Tor der Koreanerin. Die steht dort, als wäre der Bus ohne sie losgefahren.
Oder als würde sie jeden Donnerstag dort stehen. Das kann sicher immer wieder vorkommen. Aber doch nicht in einem Spiel, wo ich fokussiert bin und die Situation erkannt habe, die eben misslich ist.
Der Punkt ist, so wären wir sicherlich in jeder Gruppe rausgefallen und ich bin gespannt, wie es da jetzt weitergeht.

[Gizeh]

Ich fasse das mal zusammen, wenn's recht ist: Die Frauennatio hat so gespielt, wie die A- und die männliche U21 bei den letzten großen Turnieren. Einzig die weibliche U19 war zuletzt mit dem Finaleinzug bei der EM erfolgreich, ansonsten dümpeln wir so vor uns hin

[Newcomer]

Mich freut das Ausscheiden für allen für den DFB - satte ältere Herren (auf allen Ebenen), die sich vor allem für Geld und für sich selbst und ihre Pöstchen interessieren, die in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass sich der Spitzen-Profifußball weitgehend von der Gesellschaft abgekoppelt hat. Die Damen gehören als Image-Anhängsel der Profiklubs nun mal dazu, ob sie es wollen oder nicht.
Wer den Schaden hat ...
Ich sehe da kurzfristig keine Verbesserungsmöglichkeiten, der Laden muss wohl komplett umgekrempelt werden, personell und strukturell.

Ist das denn in anderen Ländern anders?

Das kann ich letztendlich nicht beurteilen, ich lebe hier.

Aber gemessen an den Ergebnissen: Ja.

Hast du dich bspw. mal gefragt, warum in ganz Europa die Spitzenklubs irre Summen für noch sehr junge vor allem französische Fußballer ausgeben, nicht für deutsche?

Der DFB steht gewissermaßen für die weite Teile der deutschen Gesellschaft, fett, saturiert, auf Besitzstandswahrung bedacht, unfähig oder unwillig, sich Neuem zu öffnen, Änderungen als Chance und nicht als Bedrohung zu sehen, diese viel zu spät erst dann anzugehen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.

Satte, ältere, an Pöstchen interessierte Herren stehen - da lehne ich mich jetzt mal aus dem Fenster - vermutlich auch in Frankreich, Italien, Spanien, Südamerika insgesamt etc. an der Spitze und in der Breite der Fußballverbände. Darauf zielte meine Frage ab, da du diesen Umstand nach meinem Verständnis als Hauptproblem des deutschen Fußballs angeprangert hast.
Vielleicht sind die jungen Damen und die nicht mehr ganz so junge Trainerin genauso satt. Wie eben unsere gesamte Gesellschaft (wohin du ja später auch umschwänkst).

Ja, wir sind eine alte, satte, besitzstandswahrende Gesellschaft im Niedergang. Nur wenige bekommen den Arsch noch hoch, gehen den Extra-Meter. Trifft aber auch auf die U30-Generation zu.

P.S.: Noch eine Ergänzung zu den irren Preisen für die französischen Newguns. Keine abschließende Meinung, nur eine Idee. Vielleicht ist die französische Gesellschaft gespaltener, das Gefälle größer als in Deutschland. Vielleicht gibt es in Frankreich größere Bevölkerungsschichten, die wirtschaftlich abgehängt sind (Tumulte u.a. in Pariser Vororten könnten darauf hindeuten), sich daher bei entsprechendem Talent mehr anstrengen. Vielleicht sind mehr (bequeme) Alternativen in Deutschland verfügbar. Ich weiß es nicht. Letztlich ja aber kein ganz schlechter Zustand.
Wie man in einer wohlhabenden, satten Gesellschaft, trotzdem ausreichend Anreize für Höchstleistungen setzt, weiß ich leider auch nicht. Noch eine Frage: Wäre es uns überhaupt angenehm, ständig die Titel in allen möglichen Wettbewerben einzusammeln?

[BRM]

Wir müssen nicht ständig alle möglichen Titel gewinnen. Wir sollten aber Strukturen und auch den Willen haben (damit meine ich die unmittelbar Aktiven), Titel gewinnen zu können.
Deine Ausführungen zu Frankreich und den sozialen. Bedingungen dort geben einen Teil der Wahrheit richtig wieder. Der andere Teil ist, dass die Nachwuchsförderung dort anders strukturiert ist als in Deutschland. Die jungen Spieler dort werden nicht aus ihren Familien herausgenommen, in NWLZ kaserniert und mit Geld zugesch ... Die Besten trainieren in regionalen Leistungszentren, wohnen aber zu Hause, zumindest teilweise, und spielen am WE für ihre Heimatvereine (um es mal grob zu beschreiben).
Dieser Ansatz scheint ganz offensichtlich besser zu funktionieren als bei uns mit den NWLZ bei den reichen Profiklubs.
Sicher haben diese Spieler dort, meistens mit Migrationshintergrund, auch weniger andere Möglichkeiten, erträglich durchs Leben zu kommen, als das verwöhnte deutsche Mittelstands-Einzelkind.

[el_oka]

Deine Ausführungen zu Frankreich und den sozialen. Bedingungen dort geben einen Teil der Wahrheit richtig wieder. Der andere Teil ist, dass die Nachwuchsförderung dort anders strukturiert ist als in Deutschland. Die jungen Spieler dort werden nicht aus ihren Familien herausgenommen, in NWLZ kaserniert und mit Geld zugesch ... Die Besten trainieren in regionalen Leistungszentren, wohnen aber zu Hause, zumindest teilweise, und spielen am WE für ihre Heimatvereine (um es mal grob zu beschreiben).
Dieser Ansatz scheint ganz offensichtlich besser zu funktionieren als bei uns mit den NWLZ bei den reichen Profiklubs.

Ich verstehe diese ausschweifenden Erklärungen nicht...soziale Strukturen...in NWLZ kaserniert etc...geht es noch Melodramatischer?
Das Problem ist doch ganz einfach: Die Spieler bekommen nach dem Durchlauf der letzten Jugendliga einfach nicht mehr genug Spielpraxis (echte Wettkampfpraxis) und versauern in irgendwelchen Anschlusskadern. Ohne eine Chance jemals in die erste Mannschaft integriert zu werden, weil sich selbst die miesesten BL-Vereine ihren Kader einfach zusammen kaufen können in den meisten Fällen.

Das kann mann auch an einem der wenigen Gegenbeispiele belegen. SC Freiburg hat auch ein NWLZ. Deren U-23 war letzte Saison auf dem selben sportlichen Niveau, wie Dynamo Dresden(!), deren I Mannschaft mit Zwetliga-Spielern gespickt war.
Dort schaffen es immer wieder Spieler in die erste Mannschaft und bringen dann oft hohe Ablösesummen.
Wo ist der Großartige FC Bayern (Meister) oder Dosen Leipzig (Pokalsieger)? Ach ja, die stecken ihre ganze Anstrengung in Mondgehälter für Harry Kane und Konsorten. Die sind zu einem Scheiss verpflichtet.

So eine Stärke brauchst du Flächendeckend bei den meisten BL-Vereinen für eine Top-Jugendarbeit.
Ich verstehe ja, das die meisten Vereine dass nicht machen, weil sie es einfach nicht müssen.
Aber eine völlig simple Variante wäre die Wiedereinführung einer U-23 oder U-21 Liga. In England heißt das Premier League II. In der DDR gab es das das Vorspiel der Junioren vor dem eigentlichen Spiel der ersten Mannschaft.
In England funktioniert es ja offensichtlich, wenn ich die Fülle der jungen Nationalspieler dort sehe. Das wäre zumindest mal ein Anfang ohne Großartig irgendwas strukturell umzuwälzen.

[Gizeh]

Achtelfinale ... Schweden gegen USA endete im Elfmeterschießen ... Nach 14 Elfmetern, entscheidet folgendes Ding das Spiel ...



Schützin war Hurtig für Schweden. Alter Falter! Ich hätte sonstwas gewettet, dass der nicht drin war - Wahnsinn!

[Gizeh]

Und die nächste kranke Elfmeterentscheidung gerade eben – Viertelfinale Australien gegen Frankreich 7:6 n.E. (nach insgesamt 20 Elfmetern) ... Bewegte Bilder gibt es irgendwann dort ---> https://www.fifa.com/fifaplus/de/match- ... ntryId=103 oder sofort da ---> https://www.zdf.de/sport/sportstudio-li ... m-100.html (zurückspulen auf ca. 03.10 h )

[Uriah Heep]

Diese ständige „Kritisierung“ der deutschen Frauenmannschaft in Presse und Medien halte ich zumindest für scheinheilig. Alle fallen jetzt über die Trainerin her. Man muss sich nur mal die Situation in der deutschen verrückten Gruppe ansehen — Deutschland fehlte ein Tor mehr gegen Südkorea um Gruppenerster zu werden. Stattdessen werden wir Gruppenletzter. Was z. B. England heute hingestolpert hat, war auch nicht gerade das Nonplusultra. Und die stehen im Halbfinale… Auch die Spanierinnen werden immer wieder für ihr „geniales“ Tikitaka beim Spiel gegen die Niederlande gelobt. Dieses Tikitaka habe ich überhaupt nicht gesehen. Hier wird in den Medien sehr viel Unsinn berichtet.