Marco Dorn hat geschrieben:@BRM
Dann aber bitte auch konkret, in welchen Bereichen des Stadions wir noch weit vom Zustand "gehen zivilisiert miteinander um, ohne gegenseitige Niedermache, Abwertung oder gar Bedrohung" entfernt sind. Ich meine das ehrlich. Wenn das nicht öffentlich genannt werden soll, dann von mir aus als private Nachricht. Ich habe von den drei Heimspielen diese Saison jeweils eines auf der Tribüne, eines auf der Gegengerade und eines in der Fankurve verbracht und hatte nicht den Eindruck, dass die Zustände dort irgendwo vorzufinden wären. Mir sticht nur ab und an ins Auge, wenn mal ein Bier über den Durst gekippt wurde, Fälle, die uns aber nicht exklusiv ausmachen. Auch dem Forum hier bescheinige ich keinen schlechteren Zustand in Inhalt und Umgängen miteinander als anderen Plattformen. Für mich normaler Durchschnitt.
Man könnte ja mal damit beginnen, sich nicht mehr an Frau Nagel festzubeißen oder aber alle jüngeren Chemiefans als Zecken bzw. gewalttätige Linksradikale darzustellen. Das stimmt so in der Summe nicht, auch wenn es Einzelfälle gibt, wo es passt.
Ich wähle Frau Nagel nicht, obwohl sie in meinem Wahlkreis auf dem Zettel steht. Aber glaubt jemand hier ernsthaft, dass im Karl-Liebknecht-Haus entschieden und von Frau Nagel exekutiert wird, was Chemie-Ultras zu tun oder zu lassen haben? Das ist der blanke Unsinn. Ultra-Gruppierungen sind in ihrem Selbstverständnis sehr autonom. Sie entscheiden intern, manche basisdemokratisch, andere eher hierarchisch strukturiert, was sie tun oder was sie lassen. Dass eine Berufspolitikerin wie Frau Nagel versucht, sich hier oder dort dranzuhängen, ist normal, das machen andere Politiker auch, beim Sport, in der Kultur, in der Kirche, bei der freiwilligen Feuerwehr, im Heimatverein ...
Wenn wir die Chemiefans, egal welchen Alters, als das nehmen könnten, was sie sind - Menschen und Fans eines Vereins, dem man gewissermaßen in Hassliebe verbunden ist - fände ich das schon gut. Ich habe in verschiedenen Zusammenhängen regelmäßigen Umgang mit Chemiefans. In den meisten Fällen mögen wir uns (wenn es nicht gerade um Fußball geht). Und ehrlich, ich finde es gut, dass sie für Chemie und nicht für RB brennen. Deshalb brauche ich keine fußballfremden Begründungen für meine Beziehung zu Chemie, keine weltanschaulichen Wertungen, keine sozialen Zuschreibungen ...
„Realität ist das, was nicht verschwindet, wenn man aufhört, daran zu glauben.“ (Philip K. Dick)