23.03.1921Spatenstich im zukünftigen Probstheidaer "V.f.B."- Stadion.
Der VfB Leipzig begann relativ spät, sich um eine eigene Heimstätte zu kümmern und spielte bis 1922 auf dem Sportplatz Leipzig/Lindenau, auf den man 1897 vom Gohliser Exerzierplatz umzog. Mehrmals versuchten die "Lilien", als bis dahin erfolgreichster Leipziger, mittel- sowie deutscher Fußball-Verein, das bis zu dieser Zeit größte Sportareal Leipzigs, den Sportplatz Lindenau, zu erwerben. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch jedes Mal am Unwillen dessen Inhabers, dem "Verein Sportplatz". So machte sich im Jahr 1919 der damalige Präsident des V.f.B., Georg Haase, persönlich auf die Suche nach einem geeigneten Gelände und fand dieses in einem kleinen, verträumten Vorort Leipzigs namens ... Probstheida.
Dieses Areal hatte mit ca. 80 000 qm die erforderliche Größe, war fast ebenerdig, trocken und besaß eine Straßenbahnanbindung. Im gleichen Jahr beantragte Haase den Erwerb dieses Gelände bei der Stadt Leipzig. Dem gab man Mitte 1920 statt und am Ende gleichen Jahres pachtete der V.f.B. das Areal vom Zuckelhausener Gutsbesitzer Robert Müller.
Heute vor 97 Jahren erfolgte schließlich der Spatenstich auf der künftigen Heimstätte des V.f.B. und der heutigen des 1. FC Lokomotive Leipzig. In den nächsten, knapp 1,5 Jahren wurden ca. 16 000 Kubikmeter Erdreich bewegt, da das Gelände in südwestliche Richtung ein Gefälle von 1,6 Meter aufwies und welches begradigt werden musste. Das anfallende "überschüssige" Erdreich wurde vorübergehend rings um das zukünftige Spielfeld abgelagert, später begrünt und noch später befestigt... die heutigen Zuschauerdämme waren entstanden. In Spitzenzeiten waren bis zu 6 500 Arbeiter gleichzeitig beschäftigt, die einer durchschnittlich wöchentliche Arbeitszeit von 47,5 Stunden nachgingen. Nicht inbegriffen waren die V.f.B. Leipzig- Mitglieder, die zu Pflichtarbeitsstunden herangezogen wurden, um die Baukosten zu senken.
Diese beliefen sich auf veranschlagte 3 Millionen Reichsmark, die der Verein ursprünglich aus eigenen Mitteln bewältigen wollte, dem jedoch die Inflation, die zu dieser Zeit in Deutschland ihren Höhepunkt hatte, einen Strich durch die Rechnung machte. Man war auf zwei Darlehen von je 1,5 Mio Mark angewiesen, die von der Versicherungsanstalt Sachsen zu Dresden und der Versicherungsanstalt für Arbeiter Berlin zinsgünstig zur Verfügung gestellt wurden. Am Ende standen schließlich 4,5 Mio Mark zu Buche, die ausstehenden Gelder wurden durch private Spender und Gönner bzw. durch den Verkauf von Eigentümeranteilen erwirtschaftet. Dass selbst diese Beträge nicht ausreichten zeigte sich dadurch, dass die Tribüne, die damals bereits in jetziger Größe geplant war, nur zu ca. einem Viertel fertiggestellt und erst zehn Jahre später erweitert werden konnte. Der Geburtstag eines der größten privaten Finanziers und Gönners des V.f.B. Leipzig jährt sich morgen übrigens zum 137. Mal...
Während der Bauarbeiten wurde ein ca. 1,5 mal 1,5 Meter große Granit-Findling ausgegraben, den man vorübergehend im Bereich der heutigen Treppe zur "Fankurve 1966" ablegte, der damals noch ein freier Durchgang in das Innere des Stadions war. Später wurde rings um diesen Stein eine "grüne Insel" angelegt, ein Steinmetz versah diesen mit den Worte "Unseren Toten" und er diente als Mahnmal zum Gedenken an die, im 1. Weltkrieg gefallenen 109 Vereinskameraden. Er verschwand während den Umbauarbeiten 1949 bis 1951 spurlos ... Gerüchten zufolge wurde er im Zuschauerdamm vergraben und befindet sich vermutlich noch heute unter den Stufen zur "FK66".
Mit einer Festwoche vom 05. bis zum 13. August 1922 wurde das Probstheidaer Stadion schließlich eingeweiht ... es war zu dieser Zeit das größte und modernste vereinseigene Stadion Deutschlands. Als Allzweckstadion erbaut befanden sich hinter den Toren Hoch-, Weitsprung- sowie Kugelstoßanlagen, auf der, heute nur noch rudimentär erhalten Laufbahn waren sämtliche Laufdistanzen möglich, hinter der Gegengerade waren Tennisplätze angelegt und auf den heutigen Nebenplätzen befanden sich Hockey-, Feldhandball- und natürlich Fußballplätze sowie ein "Sonnenbad"-Areal. In der Eröfffnungsrede sprach der nunmehrigen Präsidenten Erich Chemnitz seine berühmten Worte "Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Errung`nes zu erhalten"... und dies tun viele, viele ehrenamtliche Helfer im jetzigen Bruno-Plache-Stadion noch bis heute.
Abschließend sei erwähnt, dass die vorangegangenen Ausführungen ausschließlich auf eigenen Recherchen beruhen, die ich u.a. im Sportmuseum und Stadtarchiv Leipzig, vor Ort bzw. online durchgeführt habe. Diese Nachforschungen sind zwar längst noch nicht beendet, bilden jedoch die vermutlich ausführlichsten Beschreibungen der damaligen Bautätigkeiten um das heutige "Bruno", die bisher veröffentlicht wurden.
Quellen: Netzwerk Blau-Gelb via Facebook &
Wikipedia