Musch hat geschrieben:Eine Nacht drüber geschlafen und hier mal meine Einschätzung:
Es war letztlich über weite Strecken das Spiel, was ich erwartet hatte. Chemie hat das gemacht, was sie gut können: Den Gegner – in diesem Fall uns – auf ihr Niveau herunterziehen. Räume eng machen, Passwege zustellen, Bälle erobern. Oder wie Jagatic es ausgedrückt hat: „Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet.“ Wenn wir in diesem Bild bleiben, haben sie deswegen das Spiel offen gestaltet. Nicht gewonnen haben sie es, weil sie nach Ballgewinnen nicht gut mit dem Ball gearbeitet haben – das ist aber auch nix Neues.
In der ersten Halbzeit waren wir zwar etwas nervös, hatten aber eindeutig das Heft des Handelns in der Hand. Herausgekommen ist dabei aber recht wenig. Gegen die sehr tief stehenden Chemiker (ganz anders als bspw. Babelsberg, Hertha oder Cottbus) haben wir keine wirklichen Mittel gefunden, mal hinter die Kette zu kommen – über Ansätze sind wir da nicht herausgekommen. Defensiv haben wir zweimal nach Umschaltmomenten geschlafen: Einmal, als Wajer am langen Pfosten noch von Sievers gestoppt wird (kann passieren) und als Bury durchs komplette Mittelfeld bis in unseren Strafraum marschiert (darf so nicht passieren).
In der zweiten Halbzeit sahen wir dann bis ca. zur 70. Minute wirklich nicht gut aus: Insbesondere in Umschaltmomenten war das Eilenburg reloaded: Bei Ballgewinnen ist die Hintermannschaft zu langsam aufgerückt, bei Ballverlusten die Vordermannschaft zu langsam zurückgelaufen. Die Folge war, dass Chemie im Mittelfeld viel zu viel Platz hatte. Nach dem Doppelwechsel Heynke/Voufack gegen Piplica/Ogbidi haben wir dieses Problem dann jedoch in den Griff bekommen. Offensiv war es dann letztlich ein Moment, in dem wir mal unsere spielerische Klasse gezeigt haben, der das Spiel entscheidet. Danach kann Mehmedovic noch den Deckel drauf machen. Kurz vor Schluss dann nochmal Chemie aus dem Gewühl, aber wieder Sievers.
Unterm Strich: Wir waren nicht gut – besonders von Minute 50 bis 70. Aber wir waren auch nicht so schlecht, wie manche hier glauben. Da kann man beim Mitlesen den Eindruck bekommen, dass Chemie uns regelrecht an die Wand gespielt hat. Schaut man aber richtig hin, hatten sie die beiden Torchancen in Hälfte eins, wo wir einfach schlecht verteidigt haben und das Ding ganz am Ende, das nicht herausgespielt war, sondern denen glücklich vor die Füße fällt. Das war´s! Rein sportlich betrachtet wäre ein 0:0 das gerechteste Resultat gewesen. Sicherlich zu wenig für unsere Ansprüche, aber nichts, wo man irgendwem einen Vorwurf machen muss.
Wenn wir beim Thema Anspruch sind, kommen wir gleich zum Thema Spieleröffnung. Da gibt es grob zwei Möglichkeiten: Geordneter Kombinationsfußball von hinten raus (so wie wir das momentan fast in Reinform praktizieren) oder lange Bälle und hoffen, dass man diese gewinnt oder schnell wiedergewinnt. Ohne zu streiten, was vielleicht besser ist, braucht man für beide Arten natürlich das entsprechende Spielermaterial. Und für Letzteres haben wir die Spieler nicht. Wer außer Ziane soll in unserer Vordermannschaft (inkl. Sechser) lange, weite Bälle gut weiterverarbeiten? Natürlich kann es trotzdem Situationen geben, in denen eine lange Spieleröffnung praktiziert wird. Aber da muss man dann damit rechnen, dass 3/4 der Bälle sofort weg sind. Natürlich sieht dieses Passspiel von hinten raus grundsätzlich gefährlicher aus als lange Bälle. Aber auch hier sollte man genau schauen: Wie viele Gegentore haben wir denn aufgrund unserer Spieleröffnung bekommen? Großzügig gerechnet das 1:3 gegen den BFC und das 1:2 gegen Lichtenberg. Wobei dort Sirch und Eglseder jeweils mit Ball am Fuß ins Pressing des Gegners laufen anstatt abzuspielen. Unterm Strich kein einziges Gegentor, was direkt aus der Spieleröffnung resultiert, die der Trainer mutmaßlich (niemand von uns ist dabei) von der Mannschaft überwiegend fordert. Viele der Tore, die wir schießen, sind aber genau aus dem Prinzip aufgebaut, sich nach vorne durch zu kombinieren. Dass natürlich auch mal Fehlpässe dabei passieren, ist ganz normal.
Am Ende noch ein großes Lob für Miroslav Jagatic! Nicht nur, dass er sportlich fair zum Sieg gratuliert hat. Sich auch dafür zu bedanken, dass er zuletzt problemlos als guter Gast die Spiele scouten durfte, ist eine großartige Geste, von der sich einige der sonstigen Offiziellen in Leutzsch gerne eine Scheibe abschneiden dürfen.
vielleicht noch die eine oder andere Ergänzung aus meiner Sicht ( fernab jeglicher Ahnung ):
die langen Bälle sind bei uns die Ausnahme und dienen vorzugsweise um sich mal zu befreien ( wenns mal eng ist ) . Das ist auch gut so, denn wir haben gesehen, das viele Manschaften im Kopfballspiel ( Lufthoheit ) gegenüber uns im Vorteil sind ( Lichtenberg , besonders Cottbus ) und eigentlich auch gestern Schabania. Ich bin froh, das wir wenigstens im eigenen 16er in der Luft aufmerksam waren.
Darüber hinaus ist mir gestern aufgefallen, das sowohl Djamal als auch Theo wenig Bewegung im Angriff gezeigt haben, so das Grün-grau keine Probleme hatte, die beiden zuzustellen. Damit waren wir förmlich gezwungen, von hinten rauszuspielen ( Versuchsweise heraus zu kombinieren ) , bzw. über eins gegen eins Gewinne in die Vorwärtsbewegung zu kommen. Die Folge davon waren die bekannten und gesichteten Fehler im Aufbau, verbunden mit den notwendig gewordenen Rückpässen, die ( speziell auch bei uns ) immer Gefahren bergen, weil wir uns dabei trotzdem nicht schnell genug vom Ball trennen ( oder auch die Zweikämpfe verlieren ) , da ja vorn keine Anspielstationen vorhanden waren.
Das zog sich durch die letzten Niederlagen wie ein roter Faden.
Allein die mangelnde Qualität Schabanias hat dafür gesorgt, das sie zu keinem Tor gekommen sind , während unser ein ordentlich zu Ende gespielter Angriff das Derby entschieden hat
Soll heißen , das wir vorn einfach mehr Bewegung brauchen , um Anspielstationen zu bekommen ( ein Rangelow ist da leider zu wenig ).
Weder nach dem Derbysieg noch insgesamt bin ich aber dabei, unserer Truppe auch nur den geringsten Vorwurf zu machen. Sie spielt und tut , was sie kann, das sieht mal besser und mal verkrampfter aus.
Wem diese unsere Spielweise nicht passt, wer glaubt das es an Alme und seinem Kader liegt, der möge doch die Schatulle aufmachen, und die finanziellen Möglichkeiten schaffen , für " bessere Spieler " und "besseren Trainer " und traumhafte Spielweise .
ich bin davon restlos überzeugt, das wir aus diesen unseren Möglichkeiten sehr , sehr viel gemacht haben.
Bis auf den BAK und vielleicht den BFC wären die anderen Herden froh, wenn sie aus Ihren wesentlich größeren Budgets sowas vorweisen könnten.
Alle Publikumstrainer und Kritiker sollten das doch bitte in Ihre Beweretung mit einbeziehen.
Besser geht immer, das ist schon klar . Alme und die Truppe arbeitet dran, die können Ihre Performance selbst ganz gut einschätzen , keine Bange.