Beitragvon Marco Dorn » Sa 2. Jul 2022, 10:29
In diesem Strang vermengen sich notwendiger- und auch logischerweise zwei Themen, die jedoch beide einen separaten Blick lohnen.
1. Was ist wodurch passiert und welches Fazit sollte für die Zukunft gezogen werden.
2. Wie kann der Verein bei der Bewältigung des entstandenen Schadens unterstützt werden.
zu 1.
Da wurde hier schon sehr viel geschrieben. Ich rechne mich seit einiger Zeit auch der Fraktion "Keine Gästefans beim Derby" zugehörig. Für mich ist das sicher ungewöhnlich. Ich bin ein geborener Pyromane, der schon als Kind und Jugendlicher alles Greifbare abgefackelt hat. Ich liebte und liebe Bengalos und Rauch im Stadion, und zu jedem Jahreswechsel kann sich das ganze "Dorf" samt Umland auf einen bunten Himmel freuen, weil der Dorn ekstatisch ein Feuerwerk nach dem anderen abbrennt. Ich möchte dabei auch klarstellen, dass Raketen für mich in den Jahreswechsel gehören und nicht ins Stadion!
Zudem mochte und mag ich die da drüben im Unterholz nicht, auch wenn das vielleicht nicht so bekannt ist. Frühere Derbys konnten mir daher gar nicht genug emotional aufgeladen sein, und je aggressiver die Stimmung, um so glücklicher der Dorn. Ich schicke das, auch der Ehrlichkeit wegen, einleitend voraus, damit kein Verdacht aufkommt, ich hätte grundsätzlich kein Verständnis für die jüngere, erlebnisorientierte Fraktion. Gern würde ich berichten, dass ich nun als alter Mann über all dies erhaben wäre, das wäre jedoch gelogen, ich habe mich diesbezüglich wenig geändert.
Was sich aber entscheidend geändert hat, das sind die Konsequenzen von Vorfällen in einem Fußballstadion. Gern wird darauf verwiesen, wie schlimm einige frühere Derbys verlaufen sind, und das die letzten Derbys dagegen nur "Kindergeburtstag" waren. Der Unterschied ist nun wie gesagt, dass Strafmaße von damals und heute nicht vergleichbar sind, es gibt gänzlich andere Spielregeln. Daraus wiederum resultiert, dass noch mehr Eigenverantwortung angesagt ist, und da, wo es eben nicht geht, das Prinzip der absoluten Risikominimierung verfolgt werden sollte.
Ich hätte es deswegen auch begrüßt, wenn das Derby ohne Gästefans stattgefunden hätte.
Der Verein hat sich anders entschieden, und da kommt nun der Punkt der Kartenvergabe ins Spiel. Viele Fans fühlten sich vor dem Kopf gestoßen und ich kann dies verstehen. Allerdings stehe ich da ein ganzes Stück auch hinter dem Gedanken des Vereins, wenn schon Fans beim Derby, dann doch vorwiegend Leute, die dort stimmungstechnisch abgehen, wenn es schon nur läppige 500 Karten gibt. Ich für mich habe daher, trotz allen Reizes, auch gern auf eine Teilnahme verzichtet, weil ich körperlich nicht annähernd mehr in der Lage bin, 90 Minuten zu singen, zu klatschen, zu hüpfen, also genau die Dinge, die ich von jeden der 500 erwarten würde. Die Rechnung wäre auch fast aufgegangen. Die Stimmung im Gästeblock war zweifelsohne prächtig, ohne die dämlichen Raketen hätten wir dort einen super Auftritt gehabt, vom sportlichen Teil mal abgesehen. Doch leider fehlte ein paar Kandidaten das eigenverantwortliche Denken.
Die Rechnung wiederum, die nun im Anschluss unserem Verein präsentiert wurde, lässt meiner Meinung nach für die nächsten Jahre nur die Konsequenz zu, bei Derbys radikal auf das Thema Gästefans zu verzichten, und zwar beidseitig. Wenn der Verein das jetzt nicht lernt, dann weiß ich auch nicht weiter, und dann wird es noch weniger Anhänger geben, die sich Gedanken machen werden, wie man wenigstens einen kleinen Bruchteil des Schadens ausbügeln kann. Womit ich beim zweiten Punkt wäre.
zu 2.
Nutzer Quelle hat mit seinem Verweis nicht Unrecht, dass aufgrund des Einspruchs die genaue Schadenshöhe noch nicht quantifizierbar ist. Bei den begrenzten Möglichkeiten, die wir Fans haben, gehe ich davon aus, dass selbst nach einem erfolgreichen Einspruch mit erheblicher Strafmaßabsenkung, die verbleibende Reststrafe noch über dem liegt, was wir hier durch Ideen als Unterstützung zusammentragen könnten. Insoweit bin ich der Meinung, dass man sich da jetzt schon Gedanken machen kann, und das kommt aus meiner Sicht bisher zu kurz.
Ich hoffe stark, dass der Einspruch nicht noch zu einer realen Verschlechterung führt, bei unseren Verbänden geht es oft Richtung Wundertüte. Man stelle sich vor, die "Herabsetzung" der Strafe würde lauten, 1.000 Leute sind zum Derby zugelassen. Vermeintlich ein Entgegenkommen, da sind dann aber die Dauerkartenbesitzer da, es gibt also keine zusätzlichen Einnahmen aus Eintrittserlösen, aber dafür die volle Kostenlawine, das Spiel nun mit Zuschauern zu organisieren. Dann käme es dem Verein dann noch teurer. Mittlerweile muss man den Teufel an die Wand malen.
Aber zurück zum Eigentlichen: Es braucht ein paar Ideen, Spendenkarten allein bringen es nicht, und da muss doch auch noch anderes gehen. Es wäre doch ganz geil, wenn da noch die Gehirnsäfte kochen, auf alle Fälle besser, als sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen!
Schönes Wochenende der blaugelben Gemeinde.