Beitragvon Musch » Do 24. Okt 2019, 12:05
Über die Einzelheiten des Joppe-Abgangs wissen letztendlich nur die Personen Bescheid, die direkt beteiligt waren – und selbst die kennen jeweils nur ihren Teilausschnitt. Man kann aber getrost davon ausgehen, dass der Verlauf, der in den Medien zu lesen war, in etwa hinkommt. Klar ist: Wenn es erst einmal zu einer Abstimmung der Mannschaft über den Trainer kommt (wie und durch wen auch immer initiiert) und der Trainer so eindeutig keinen Rückhalt in der Mannschaft mehr hat, ist dieser Trainer kaum noch zu halten.
Man kann auch davon ausgehen, dass es stimmt, dass Björn Joppe dann zum Präsidium gegangen ist und in irgendeiner Form seinen Rücktritt angeboten hat. Die Überraschung über die Geschwindigkeit der Ereignisse nehme ich dem Präsidium sogar ab. Und in dieser Situation konnte man dann eigentlich gar nichts anderes tun, als dem Wunsch nachzukommen, weil die Tatsachen schon geschaffen waren.
Was ich mir nicht vorstellen kann: Dass Björn Joppe UND Ronny Surma beide von sich aus komplett hinschmeißen ohne in irgendeiner Form die finanziellen Rahmenbedingungen dieses Abgangs zu vereinbaren. Wer wäre schon so blöd, komplett auf die Kohle zu verzichten? Wir alle sind aber keine Mäuschen bei diesem Gespräch gewesen und wissen nicht, ob und was da vereinbart wurde. So oder so reden wir wahrscheinlich nicht über Unsummen, denn beide hatten meines Wissens ohnehin nur Vertrag bis Saisonende.
Das alles ist Gewesen, Vergangenheit, nicht mehr zu ändern. Eine detaillierte öffentliche Aufarbeitung kann und wird es dabei nicht geben. Wie stellt Ihr Euch das vor? Dass namentlich Spieler genannt werden und deren Kritikpunkte an Joppe? Dass eine Kette der Ereignisse recherchiert und präsentiert wird? Und vielleicht noch die Details der Trennung veröffentlicht werden? Leute, mal ehrlich: Wenn Ihr irgendwo den Arbeitsplatz verliert – wollt Ihr dann, dass in aller Öffentlichkeit und in allen Einzelheiten die Gründe ausgebreitet werden bzw. würdet Ihr als Arbeitgeber so verfahren? Datenschutz, Professionalität, Kollegialität, Menschlichkeit – da sprechen sehr viele Gründe dagegen. Eine Aufarbeitung kann eigentlich nur intern erfolgen – und da vor allem hinsichtlich der Frage, was innerhalb des Präsidiums (bzw. der Geschäftsführung) vielleicht für Fehler gemacht wurden. Ich meine das gar nicht als Kritik (weil ich gar nicht wissen kann, ob Fehler gemacht wurden), sondern als Aufforderung zur ehrlichen Selbstreflexion!
- Was haben wir mitbekommen von dieser Entwicklung? Schließlich passiert so etwas nicht von jetzt auf gleich, sondern dieser Konflikt schwelte wahrscheinlich schon eine ganze Weile. Hat man die Problematik zu spät bzw. nicht ausreichend wahr genommen?
- Wenn die Grund-Problematik bekannt war: Inwieweit und wie wurde versucht, die kritischen Punkte (insbesondere die vermeintlich fachlichen Verfehlungen) objektiv zu überprüfen?
- Und natürlich: Inwieweit und wie wurde versucht, die Situation zu verbessern?
- Eventuell auch: Welche Exit-Strategie hatten wir denn für den Fall der Fälle vorbereitet und hat sie funktioniert oder nicht?
Das ist für mich der Punkt, an dem Vorstand/GF FÜR SICH rekapitulieren müssen, ob man „das Ohr nah genug an der Mannschaft“ hatte, ob man die Probleme rechtzeitig erkannt hat und versucht hat, diese zu lösen. Und wenn man Defizite erkennen sollte, muss es darum gehen, Abläufe zu schaffen, die solche Defizite in Zukunft verhindern.
Unter Umständen ist auch der Aufsichtsrat gefragt, diese Überlegungen anzustoßen, die Ergebnisse gemeinsam mit dem Vorstand zu besprechen und auszuwerten – aber eben alles intern.
Grob gesagt: (Wenn denn welche gemacht wurden) Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, um dieselben Fehler in Zukunft nicht mehr zu machen.
Seinen Verein sucht man sich nicht aus - er wird einem gegeben.