Traditionskabinett

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BRM
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von BRM »

Zu diesem Spiel hat mich mein Vater leider nicht mitgenommen. Ich hätte angesichts meiner damaligen Körperhöhe aber wahrscheinlich sowieso nichts gesehen.
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Gizeh »

Oldie hat geschrieben:Für die noch älteren (erfahrenen) Zuseher: Am 31. Mai 1970 fand im Bruno der letzte Spieltag der zweitklassigen DDR-Liga statt. Lok hatte den Tabellenführer Wismut Gera zu Gast. Diese hatten einen Punkt Vorsprung. Es musste also ein Sieg her, um den Wiederaufstieg zu packen.
30 000 Leute wollten Zeuge sein! Ewiger Zuschauerrekord für DDR-Liga!!
In der 44. Minute zappelte endlich der Ball im Geraer Tor. Nun noch einmal 46 Minuten Bangen bis zum Abpfiff.
Danach gab es kein Halten mehr. Der Rasen wurde von Tausenden geflutet. Die Barriere war damals so hoch wie heute noch bei Lipsia oder SV Lindenau 1848.

Auch dazu gibt's einen FUWO-Artikel - damals schruben noch Doktoren inne Zeitung :grins Seite 11 ---> https://www.fcc-supporters.org/fuwo/fil ... 0%2022.pdf
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von PTL »

Wie viele Gästefans, in dem Fall Geraer, waren eigentlich zu diesen Zeiten mit dabei?
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Marco Dorn
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Marco Dorn »

PTL hat geschrieben:Wie viele Gästefans, in dem Fall Geraer, waren eigentlich zu diesen Zeiten mit dabei?


Das wäre tatsächlich interessant zu wissen, ich befürchte aber, dass dies nicht mehr sauber zu beantworten ist. Einen separaten Gästeblock gab es doch erst nach den Geschehnissen gegen Magdeburg im Herbst 1974. Bis dahin existierte im Bruno keine klassische Fantrennung. Das Bruno war gegen Gera übervoll, da werden Geraer vor Ort gewesen sein, aber ganz normal verteilt unter den Zuschauern.
Ich habe vorhin direkt mal bei UKW nachgefragt, Udo war vor Ort, kann sich da aber auch nicht mehr exakt erinnern, meinte aber, dass bis zur Fantrennung 1974 die Gästefans durchaus auch direkt neben den heimischen Lok-Fans standen.

Das Spiel bzw. die Saison aus Geraer Sicht gibt es für Interessierte hier:

https://www.wismutgera.de/eznews.php?ne ... 20verpasst.
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Oldie »

Trikots und Schals waren zu dieser Zeit noch nicht so üblich. So kann man im Nachhinein tatsächlich schwer schätzen, wieviele es mit Gera hielten. Zahlreiche Fahnen von Wismut gab es allerdings schon zu sehen, hauptsächlich im hinteren Bereich der Gegengerade. Dort in etwa, wo der jetzige Gästeblock beginnt.
Der mittlere Bereich der Gegengerade war bereits eine Stunde vor Beginn so voll, dass kein Fremder mehr sich reindrängen konnte.
Und Ärger gab es trotz fehlender Zäune nicht!
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von turbo »

Kann mich daran noch genau erinnern. Stand damals mit meinem Vater genau auf Höhe der Ecke wo dann Männe die Ecke getreten hat. Daraus dann das geniale Tor von Czieschowitz.
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von dsb »

Marco Dorn hat geschrieben:
PTL hat geschrieben:Wie viele Gästefans, in dem Fall Geraer, waren eigentlich zu diesen Zeiten mit dabei?


Das wäre tatsächlich interessant zu wissen, ich befürchte aber, dass dies nicht mehr sauber zu beantworten ist. Einen separaten Gästeblock gab es doch erst nach den Geschehnissen gegen Magdeburg im Herbst 1974. Bis dahin existierte im Bruno keine klassische Fantrennung. Das Bruno war gegen Gera übervoll, da werden Geraer vor Ort gewesen sein, aber ganz normal verteilt unter den Zuschauern.
Ich habe vorhin direkt mal bei UKW nachgefragt, Udo war vor Ort, kann sich da aber auch nicht mehr exakt erinnern, meinte aber, dass bis zur Fantrennung 1974 die Gästefans durchaus auch direkt neben den heimischen Lok-Fans standen.

Das Spiel bzw. die Saison aus Geraer Sicht gibt es für Interessierte hier:

https://www.wismutgera.de/eznews.php?ne ... 20verpasst.

Gießner rettete mit Hand von der Linie,war das wirklich so? :iller
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von TonyBombe »

dsb hat geschrieben:
Marco Dorn hat geschrieben:
PTL hat geschrieben:Wie viele Gästefans, in dem Fall Geraer, waren eigentlich zu diesen Zeiten mit dabei?


Das wäre tatsächlich interessant zu wissen, ich befürchte aber, dass dies nicht mehr sauber zu beantworten ist. Einen separaten Gästeblock gab es doch erst nach den Geschehnissen gegen Magdeburg im Herbst 1974. Bis dahin existierte im Bruno keine klassische Fantrennung. Das Bruno war gegen Gera übervoll, da werden Geraer vor Ort gewesen sein, aber ganz normal verteilt unter den Zuschauern.
Ich habe vorhin direkt mal bei UKW nachgefragt, Udo war vor Ort, kann sich da aber auch nicht mehr exakt erinnern, meinte aber, dass bis zur Fantrennung 1974 die Gästefans durchaus auch direkt neben den heimischen Lok-Fans standen.

Das Spiel bzw. die Saison aus Geraer Sicht gibt es für Interessierte hier:

https://www.wismutgera.de/eznews.php?ne ... 20verpasst.

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Dann müsste man alle Fußballlexikon umschreiben.
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von dsb »

TonyBombe hat geschrieben:
dsb hat geschrieben:
Marco Dorn hat geschrieben:
PTL hat geschrieben:Wie viele Gästefans, in dem Fall Geraer, waren eigentlich zu diesen Zeiten mit dabei?


Das wäre tatsächlich interessant zu wissen, ich befürchte aber, dass dies nicht mehr sauber zu beantworten ist. Einen separaten Gästeblock gab es doch erst nach den Geschehnissen gegen Magdeburg im Herbst 1974. Bis dahin existierte im Bruno keine klassische Fantrennung. Das Bruno war gegen Gera übervoll, da werden Geraer vor Ort gewesen sein, aber ganz normal verteilt unter den Zuschauern.
Ich habe vorhin direkt mal bei UKW nachgefragt, Udo war vor Ort, kann sich da aber auch nicht mehr exakt erinnern, meinte aber, dass bis zur Fantrennung 1974 die Gästefans durchaus auch direkt neben den heimischen Lok-Fans standen.

Das Spiel bzw. die Saison aus Geraer Sicht gibt es für Interessierte hier:

https://www.wismutgera.de/eznews.php?ne ... 20verpasst.

Gießner rettete mit Hand von der Linie,war das wirklich so? :iller

Dann müsste man alle Fußballlexikon umschreiben.
1970 statt 1986 half die Hand Gottes.

:hihihi
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Borsdorfer »

"Wenn Urban sich auch noch so müht, bleibt Gera doch in Liga Süd!" :daumenhoch
Ja, es ging bis zum letzten Spieltag eng zu.
Ich kann auch bestätigen, dass es eine wirkliche Fan- Trennung nicht existierte.
Warum auch? :winke
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Marco Dorn
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Marco Dorn »

15kv hat geschrieben:Nicht mehr ganz aktuell, war hier über die Suche aber nicht zu finden.

Wie der VfB Leipzig erster Deutscher Meister wurde


Auch nett der kleine Bericht zur grandiosen Europapokalsaison.

https://www.nordkurier.de/sport/als-lok ... te-1132462
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von LOKFanNr1 »

Packe es mal hier rein - Ruhe in Frieden, Christoph Daum. Grüß den Kaiser. :manno
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Gizeh »

21. September 1974

Am 6. Spieltag der DDR Oberligasaison 1974/75 trat heute vor genau 50 Jahren unser 1. FC Lok Leipzig im Bruno-Plache Stadion gegen den amtierenden DDR Meister 1. FC Magdeburg an. Dieses Spiel wird letztendlich weniger wegen dem damals enttäuschenden Ergebnis für unseren 1. FC Lok in der Erinnerung bleiben, sondern vielmehr wegen den anschließenden umfassenden Veränderungen im Bruno-Plache Stadion. Das altehrwürdige Probstheidaer Stadion war seit seiner Entstehung ein großes weites Oval mit einer Laufbahn und dahinter zu den Zuschauerrängen lediglich einer Abtrennung mit einem einfachen Geländer, an dem diverse Werbetafeln angebracht waren. Es gab im Stadion keine abgetrennten Blöcke und keine Zäune. Wir Fans unseres 1. FC Lok standen immer in der Mitte der Gegengerade und die gegnerischen Zuschauer unmittelbar daneben in Richtung Anzeigetafel.

Dann kam das besagte Meisterschaftsspiel der Saison 1974/75.
Bild

Die Magdeburger kamen als amtierender DDR Meister, Europapokalsieger und aktueller Spitzenreiter der Oberliga nach Leipzig, was an diesem 21. September 1974 gute 18.000 Zuschauer ins Bruno-Plache Stadion lockte, darunter auch sehr viele Anhänger des FCM. Diese standen, wie geschrieben, genau neben uns. Das Spiel ging los und die Magdeburger zeigten ihre Klasse. Schnell führten sie mit 1:0 und legten beizeiten auch noch das 2:0 nach. Damit war das Spiel eigentlich gelaufen. Irgendjemand auf der dicht gefüllten Gegengerade hatte beim Spiel wohl den Eindruck, dass es im anderen Fanlager nichts zu essen gab und warf deshalb ein paar Brötchen hinüber. Anscheinend muss es Diese dort aber gegeben haben, denn umgehend flogen die Brötchen zurück. Als Nächstes waren dann Bockwürste dran. Doch auch Diese flogen umgehend zurück. Es wurden jedoch nicht nur „Nettigkeiten“ hin- und hergeworfen, sondern kurz danach flogen auch Sand, Splitt, kleine, dann immer größere Steine und auch viele Flaschen hin und her. Wer solche Gegenstände abbekam, zog sich dabei teilweise schwerste Verletzungen zu. Ich sah viele am Kopf blutende Zuschauer. Unter Einigen begann eine wüste Schlägerei und die Fanlager stoben auseinander. Das Spiel wurde natürlich unterbrochen, der Ordnungsdienst schritt ein und Helfer brachten mehrere Verletzte über den Platz, um sie im Kabinentrakt medizinisch zu versorgen. Nach einer langen Unterbrechung wurde das Spiel dann doch noch fortgesetzt und es endete 0:3. Doch das interessierte nur noch nebenbei.

Natürlich hatten die Ausschreitungen Konsequenzen. Das Bruno-Plache Stadion wurde in den nächsten Monaten total umgebaut. Es wurden mittels Zäunen Blöcke und dazu eine Abtrennung zur Laufbahn errichtet. Die Gästefans standen von nun an separat und viel weiter hinten in Richtung Anzeigetafel, sodass eine direkte Konfrontation dann auch nicht mehr möglich war. Zusätzlich wurde auf der Seite der Tribüne ein Tunnel gebaut, sodass die Spieler auf dem Weg von den Umkleidekabinen zum Spielfeld nicht mehr durch die Tribüne und die auf dem Dammsitz sitzenden Zuschauer aufs Spielfeld mussten, sondern auf dem direkten Weg dort hin gelangten. Bis Ende des Jahres 1974 spielte Lok deshalb im Zentralstadion und erst zum Beginn der Rückrunde am 22. Februar 1975 spielte unser 1. FC Lok Leipzig dann wieder im Bruno-Plache Stadion. Udo Kiesewetter

Quelle ---> https://www.facebook.com/groups/103627856401150
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von COMMANDER »

Ich war damals bei diesem Spiel auf der Tribüne und als Knirps ziemlich entsetzt wie beide Fanblöcke plötzlich auseinanderstoben und wieviel stark blutende Verletzte auf Sani-Tragen zu uns rübergetragen wurden... :manno
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von dsb »

Gizeh hat geschrieben:21. September 1974

Am 6. Spieltag der DDR Oberligasaison 1974/75 trat heute vor genau 50 Jahren unser 1. FC Lok Leipzig im Bruno-Plache Stadion gegen den amtierenden DDR Meister 1. FC Magdeburg an. Dieses Spiel wird letztendlich weniger wegen dem damals enttäuschenden Ergebnis für unseren 1. FC Lok in der Erinnerung bleiben, sondern vielmehr wegen den anschließenden umfassenden Veränderungen im Bruno-Plache Stadion. Das altehrwürdige Probstheidaer Stadion war seit seiner Entstehung ein großes weites Oval mit einer Laufbahn und dahinter zu den Zuschauerrängen lediglich einer Abtrennung mit einem einfachen Geländer, an dem diverse Werbetafeln angebracht waren. Es gab im Stadion keine abgetrennten Blöcke und keine Zäune. Wir Fans unseres 1. FC Lok standen immer in der Mitte der Gegengerade und die gegnerischen Zuschauer unmittelbar daneben in Richtung Anzeigetafel.

Dann kam das besagte Meisterschaftsspiel der Saison 1974/75.
Bild

Die Magdeburger kamen als amtierender DDR Meister, Europapokalsieger und aktueller Spitzenreiter der Oberliga nach Leipzig, was an diesem 21. September 1974 gute 18.000 Zuschauer ins Bruno-Plache Stadion lockte, darunter auch sehr viele Anhänger des FCM. Diese standen, wie geschrieben, genau neben uns. Das Spiel ging los und die Magdeburger zeigten ihre Klasse. Schnell führten sie mit 1:0 und legten beizeiten auch noch das 2:0 nach. Damit war das Spiel eigentlich gelaufen. Irgendjemand auf der dicht gefüllten Gegengerade hatte beim Spiel wohl den Eindruck, dass es im anderen Fanlager nichts zu essen gab und warf deshalb ein paar Brötchen hinüber. Anscheinend muss es Diese dort aber gegeben haben, denn umgehend flogen die Brötchen zurück. Als Nächstes waren dann Bockwürste dran. Doch auch Diese flogen umgehend zurück. Es wurden jedoch nicht nur „Nettigkeiten“ hin- und hergeworfen, sondern kurz danach flogen auch Sand, Splitt, kleine, dann immer größere Steine und auch viele Flaschen hin und her. Wer solche Gegenstände abbekam, zog sich dabei teilweise schwerste Verletzungen zu. Ich sah viele am Kopf blutende Zuschauer. Unter Einigen begann eine wüste Schlägerei und die Fanlager stoben auseinander. Das Spiel wurde natürlich unterbrochen, der Ordnungsdienst schritt ein und Helfer brachten mehrere Verletzte über den Platz, um sie im Kabinentrakt medizinisch zu versorgen. Nach einer langen Unterbrechung wurde das Spiel dann doch noch fortgesetzt und es endete 0:3. Doch das interessierte nur noch nebenbei.

Natürlich hatten die Ausschreitungen Konsequenzen. Das Bruno-Plache Stadion wurde in den nächsten Monaten total umgebaut. Es wurden mittels Zäunen Blöcke und dazu eine Abtrennung zur Laufbahn errichtet. Die Gästefans standen von nun an separat und viel weiter hinten in Richtung Anzeigetafel, sodass eine direkte Konfrontation dann auch nicht mehr möglich war. Zusätzlich wurde auf der Seite der Tribüne ein Tunnel gebaut, sodass die Spieler auf dem Weg von den Umkleidekabinen zum Spielfeld nicht mehr durch die Tribüne und die auf dem Dammsitz sitzenden Zuschauer aufs Spielfeld mussten, sondern auf dem direkten Weg dort hin gelangten. Bis Ende des Jahres 1974 spielte Lok deshalb im Zentralstadion und erst zum Beginn der Rückrunde am 22. Februar 1975 spielte unser 1. FC Lok Leipzig dann wieder im Bruno-Plache Stadion. Udo Kiesewetter

Quelle ---> https://www.facebook.com/groups/103627856401150

Schöner Rückblick :daumenhoch Schade das es so eskaliert ist ,sonst wäre das Bruno jetzt fast ein englisches Stadion geblieben,es waren aber wahrscheinlich die Vorläufer der wilden 80'ger und 90'ger....Aber Jungs wie alt seit ihr???? :prost
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von PTL »

...wahrscheinlich so alt wie der commander, mir ging es ähnlich wie ihm bei dem Spiel :angst
aber irgendwie hat einen das Fieber der damaligen Zeit auch ergriffen, absoluter Wahnsinn war das Spiel gegen Ipswich :lokfahne
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Borsdorfer
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Borsdorfer »

"...Aber Jungs wie alt seit ihr????" :what
Das Alter spielt jetzt keine Rolle mehr!
De wilden Jahre von uns Fans und von den aktuellen Spielern der jeweiligen Mannschaft bleiben unvergessen! :prost
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich Fußball- Geschichte wiederholen könnte ... :achtung
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Gizeh »

Happy Birthday Erich

Heute vor 134 Jahren erblickte ein Mann das Licht der Welt, ohne den es wohl in Probstheida keinen Fußball gegeben hätte bzw. nicht mehr geben würde – Erich Chemnitz. Am 29.01.1891 in Leipzig geboren, schloss Chemnitz sich mit 20 Jahren dem FC Oststern Leipzig an und wechselte schließlich 1913 über Arminia zum VfB Leipzig. Bereits damals widmete er sich nebenbei dem Sportjournalismus. Aus dem 1. Weltkrieg zu 70% schwerbehindert zurückkehrend (er lief durch eine feindliche MG-Garbe) musste er das Fußballspielen aufgeben, war jedoch weiterhin als Schiedsrichter tätig. 1921 wählte man ihn zum Vereinsvorsitzenden des VfB Leipzig, er hatte dieses Amt bis 1923 inne. In dieser Zeit hatte er maßgeblichen Anteil am Kauf des Geländes und Bau des VfB-Stadions, Insider sogar behaupteten, das Probstheidaer Stadion sei alleinig Chemnitz' Verdienst.

Sein berühmtes Zitat zur Stadionweihe-Rede "Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Errungnes zu erhalten" ist auch heute noch allgegenwärtig. Den Ehrenanstoß zum Weihespiel gegen Victoria Hamburg führte am 05. August 1922 Erich Chemnitz' Sohn Günther aus, welcher 20 Jahre später bei einem Kriegseinsatz als Flugzeugführer am Mittelmeer bei Malta fiel. In der Folgezeit wurde Chemnitz zum Vorreiter des deutschen Sportjournalismus. 1924 reiste er als einziger deutscher Sportreporter zu den olympischen Spielen nach Paris, obwohl die deutschen Sportler noch von den Spielen ausgeschlossen waren. Auch 1928 in Amsterdam (Sommer) und St. Moritz (Winter) sowie 1936 in Berlin (Sommer) und Garmisch-Partenkirchen (Winter) war er als Olympia-Sportjournalist tätig. Ebenfalls berichtet er u.a. von den Fußballweltmeisterschaften 1934 in Italien und 1938 aus Frankreich.

1944 bis 1945 wurde er überraschend noch mal zum Präsidenten des VfB Leipzig gewählt, obwohl er, um sich seine journalistische Neutralität zu bewahren, zu diesem Zeitpunkt gar kein Mitglied des VfB Leipzig bzw. anderer Vereine war. Grund war offensichtlich, dass die Stadt Leipzig den Abriss des VfB Stadions plante, da der Südfriedhof um ein Ehrenhain für die gefallenen Soldaten des 2. Weltkrieg erweitert werden sollte. Dieses Ehrenhain wollte man auf dem Gelände des Stadions errichten und Erich Chemnitz war wohl der Einzige, dem man es zutraute, dies zu verhindern. Nach harten Kontroversen mit der Stadt ging Chemnitz auch hier als Sieger hervor. Das VfB Stadion blieb erhalten.

Für sein Engagement um den deutschen Sport wurde Chemnitz von der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik mit der goldenen, vom DFB mit der silbernen Ehrennadel und vom Gau Nordwestsachsen mit der Verdienstnadel ausgezeichnet. Leider erging es Erich Chemnitz während der DDR-Diktatur wie vielen ehemaligen VfB-Legenden, er sowie seine Verdienste um den Verein wurden schlichtweg vergessen und selbst zum 50. Stadionweihe-Jubiläum im Jahr 1972 wurde er nicht geladen. Erich Chemnitz verstarb am 04.05.1981 im Alter von 90 Jahren in seiner Geburtsstadt Leipzig und fand auf dem Südfriedhof seine letzte Ruhestätte. Seine berühmte "Erika"-Reiseschreibmaschine kann man heute im Sportmuseum Leipzig besichtigen, ein Leipziger Sportjournalistenpreis ist nach ihm benannt.

Wir danken Erich Chemnitz für über 100 Jahre Fußballgeschichte(n) in Leipzig/Probstheida und werden sein Andenken in Ehren halten – heute und für alle Zeiten. Vielen Dank dem Sportmuseum Leipzig für die freundliche Unterstützung.
André Göhre

Quelle ---> https://www.facebook.com/netzwerkblaugelb
Zuletzt geändert von Gizeh am Mo 24. Feb 2025, 16:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Gizeh »

Damals war‘s: Als Lok Leipzig im UEFA-Cup an Sturm Graz scheiterte

1983 bekam es der 1. FC Lok im UEFA-Cup mit den Österreichern zu tun – und schied im Schnee-Gestöber aus.

Leipzig. Eine Leipziger Mannschaft zu Gast bei Sturm Graz? Das gab es in der Vergangenheit schon einmal - mit ungutem Ausgang für das Team aus Sachsen. Und zwar aus kuriosem Grund. Denn der 1. FC Lok schied 1983 gegen die Österreicher auch deshalb aus dem Uefa-Cup aus, weil Torhüter René Müller im Namen der Mannschaft bei der Lok-Obrigkeit vergeblich um passendes Schuhwerk für den gefrorenen Grazer Boden angefragt hatte. Dem 0:2 auswärts folgte zwar ein 1:0 in Leipzig. Doch das reichte nicht zum Weiterkommen. Müller gegenüber der LVZ: „Wir sind ausgeschieden, weil wir keinen Stand hatten und manche von uns in Österreich in Turnschuhen spielen mussten. Das ärgert mich heute noch.“ Für Graz war das Heimspiel der einzige Sieg gegen eine deutsche Mannschaft in den europäischen Top-Wettbewerben (Champions League/UEFA-Cup und Europapokal der Pokalsieger). Die anderen drei Heimspiele gingen bei zwei Toren und sieben Gegentreffern verloren. Siege gab es noch deutlich früher, im damaligen UI-Cup gegen Werder Bremen (2:1/1982), bei Arminia Bielefeld (2:0/1985) und gegen Bayer Uerdingen (1:0/1991).

Im Rückspiel im Bruno-Plache-Stadion sei es zur Mittagszeit übrigens fast noch schlimmer gewesen, erinnert sich Müller heute. Es hatte vorher kräftig geschneit, die Mannschaft hoffte auf ein großes Kommando an Schnee-Schippern. Doch letztlich wurde der Platz nicht geräumt, die Blau-Gelben führten einen Eiertanz auf und scheiterten. Dies war um so ärgerlicher, weil die Lok-Elf zuvor nach Glanzauftritten die Spitzenteams Girondins Bordeaux (3:2 und 4:0) sowie Werder Bremen (1:0 und 1:1) ausgeschaltet hatte. Keine deutsche Mannschaft erreichte damals das Viertelfinale, auch Bayern München, der VfB Stuttgart, Carl Zeiss Jena und der 1. FC Kaiserslautern schieden im Herbst 1983 aus.

Quelle ---> https://www.lvz.de/sport/regional/1-fc- ... QYA5I.html

Wusste ich noch gar nicht. Krasse Story :uhhh
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Gizeh »

+++ Gestern vor 104 Jahren +++ Das spätere Bruno entsteht +++

Leipziger Fußball-Kalenderblatt des Tages – 23.03.2025: Spatenstich im zukünftigen Probstheidaer "V.f.B."- Stadion.

23.03.1921
Der VfB Leipzig begann relativ spät, sich um eine eigene Heimstätte zu kümmern und spielte bis 1922 auf dem Sportplatz Leipzig/Lindenau, auf den man 1897 vom Gohliser Exerzierplatz umzog. Mehrmals versuchten die "Lilien", als bis dahin erfolgreichster Leipziger, mittel- sowie deutscher Fußball-Verein, das bis zu dieser Zeit größte Sportareal Leipzigs, den Sportplatz Lindenau, zu erwerben. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch jedes Mal am Unwillen dessen Inhabers, dem "Verein Sportplatz". So machte sich im Jahr 1919 der damalige Präsident des V.f.B., Georg Haase, persönlich auf die Suche nach einem geeigneten Gelände und fand dieses in einem kleinen, verträumten Vorort Leipzigs namens – Probstheida.

Dieses Areal hatte mit ca. 80 000 qm die erforderliche Größe, war fast ebenerdig, trocken und besaß eine Straßenbahnanbindung. Im gleichen Jahr beantragte Haase den Erwerb dieses Gelände bei der Stadt Leipzig. Dem gab man Mitte 1920 statt und am Ende gleichen Jahres pachtete der V.f.B. das Areal vom Zuckelhausener Gutsbesitzer Robert Müller. Heute vor 103 Jahren erfolgte schließlich der Spatenstich auf der künftigen Heimstätte des V.f.B. und der heutigen des 1. FC Lokomotive Leipzig. In den nächsten, knapp 1,5 Jahren wurden ca. 14 000 Kubikmeter Erdreich bewegt, da das Gelände in südwestliche Richtung ein Gefälle von 1,2 Meter aufwies und welches begradigt werden musste. Das anfallende "überschüssige" Erdreich wurde vorübergehend rings um das zukünftige Spielfeld abgelagert, später begrünt und noch später befestigt... die heutigen Zuschauerdämme waren entstanden.

In Spitzenzeiten waren mehrere tausend Arbeiter gleichzeitig beschäftigt, die einer durchschnittlich wöchentliche Arbeitszeit von 47,5 Stunden nachgingen. Nicht inbegriffen waren die V.f.B. Leipzig-Mitglieder, die zu Pflichtarbeitsstunden herangezogen wurden, um die Baukosten zu senken. Diese beliefen sich auf veranschlagte 3 Millionen Mark, die der Verein ursprünglich aus eigenen Mitteln bewältigen wollte, dem jedoch die Inflation, die zu dieser Zeit in Deutschland ihren Höhepunkt hatte, einen Strich durch die Rechnung machte. Man war auf zwei Darlehen von je 1,5 Mio Mark angewiesen, die von der Versicherungsanstalt Sachsen zu Dresden und der Versicherungsanstalt für Arbeiter Berlin zinsgünstig zur Verfügung gestellt wurden. Am Ende standen schließlich 4,5 Mio Mark zu Buche, die ausstehenden Gelder wurden durch private Spender und Gönner bzw. durch den Verkauf von Eigentümeranteilen erwirtschaftet. Dass selbst diese Beträge nicht ausreichten zeigte sich dadurch, dass die Tribüne, heute die älteste ihrer Art weltweit, die damals bereits in jetziger Größe geplant war (Foto unten), nur zu ca. einem Viertel fertiggestellt und erst zehn Jahre später erweitert werden konnte. Der Geburtstag eines der größten privaten Finanziers und Gönners des V.f.B. Leipzig jährt sich morgen übrigens zum 143. Mal.

Bild

Während der Bauarbeiten wurde ein ca. 1,5 mal 1,5 Meter große Granit-Findling ausgegraben, den man vorübergehend im Bereich der heutigen Treppe zur "Fankurve 1966" ablegte, der damals noch ein freier Durchgang in das Innere des Stadions war. Später wurde rings um diesen Stein eine "grüne Insel" angelegt, ein Steinmetz versah diesen mit den Worte "Unseren Toten" und er diente als Mahnmal zum Gedenken an die, im Ersten Weltkrieg gefallenen 107 Vereinskameraden. Er verschwand während den Umbauarbeiten 1949 bis 1952 spurlos. Gerüchten zufolge wurde er im Zuschauerdamm vergraben und befindet sich vermutlich noch heute unter den Stufen zur "FK66". Mit einer Festwoche vom 05. bis zum 13. August 1922 wurde das Probstheidaer Stadion schließlich eingeweiht ... es war zu dieser Zeit das größte und modernste vereinseigene Stadion Deutschlands.

Als Allzweckstadion erbaut befanden sich hinter den Toren Hoch- sowie Kugelstoßanlagen, auf der, heute nur noch rudimentär erhalten Laufbahn waren sämtliche Laufdistanzen möglich und befanden sich auch Weitsprunganlagen, hinter der Gegengerade waren Tennisplätze angelegt und auf den heutigen Nebenplätzen befanden sich ein Hockeystadion, Feldhandball- und natürlich Fußballplätze sowie ein "Sonnenbad"-Areal. Kurzzeitig plante man auf dem Gelände sogar ein Schwimmstadion. In der Eröffnungsrede sprach der nunmehrige Präsident Erich Chemnitz seine berühmten Worte "Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Errung'nes zu erhalten" ... und dies tun viele, viele ehrenamtliche Helfer im jetzigen Bruno-Plache-Stadion noch bis heute.

Abschließend sei erwähnt, dass die vorangegangenen Ausführungen ausschließlich auf eigenen Recherchen beruhen, die ich u.a. im Sportmuseum und Stadtarchiv Leipzig, vor Ort bzw. online durchgeführt habe. Diese Nachforschungen sind zwar längst noch nicht beendet, bilden jedoch die vermutlich ausführlichsten Beschreibungen der damaligen Bautätigkeiten um das heutige "Bruno", die bisher veröffentlicht wurden.

André Göhre via ---> https://www.facebook.com/groups/103627856401150
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Gizeh
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Re: Traditionskabinett

Beitrag von Gizeh »

Lief grade auf Phoenix, und läuft auch morgen nochmal um 01.30 Uhr und 19.15 Uhr ---> https://www.phoenix.de/sendungen/dokume ... 18472.html

Die erste halbe Stunde geht es vorwiegend um uns und die DDR ... die letzte viertel Stunde kann man (wenn man will) ja dann überspringen :grins

P.S.: Gar nicht gewusst, dass es speziell für Honecker einen Tunnel da gab/gibt :confuse
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