"Ismaik-Jünger" gegen "Ruinen-Anbeter": Wieso das Klima unter Löwen-Fans vergiftet ist"Die Kameradschaft, ja die Kameradschaft, die macht bei Sechzig alles aus", heißt es im berühmten Sechzger-Marsch, einer der Hymnen des TSV 1860 München. Fans und Verein tragen den Satz wie eine Monstranz vor sich her. Doch die "Kameradschaft" – sie droht zu einer Worthülse zu verkommen. Gut acht Jahre nach dem Einstieg von Hasan Ismaik (42) spaltet sich das Fanlager stärker denn je an der Gretchenfrage: Sag, wie hältst du‘s mit dem Investor? Die Einen befürworten den eingeschlagenen Sparkurs und wünschen sich eine bodenständige Zukunft in einem sanierten Grünwalder Stadion – zurück zu den Wurzeln des Arbeitervereins, emanzipiert von Fremdkapital. Die Anderen dagegen träumen von einem TSV, der – ähnlich wie Atlético in Madrid – dem großen Stadtrivalen Konkurrenz machen kann. Sie fordern freiere Hand für Hasan Ismaik, Investitionen und eine Hochglanz-Arena. Die Einen singen "Scheiß auf den Scheich", die anderen diffamieren Freunde des Grünwalder Stadions als "Ruinenanbeter". Nun haben sich Sportchef Günther Gorenzel und Geschäftsführer Michael Scharold an die Öffentlichkeit gewandt und fordern: "Stop mit dem Gegeneinander!"
Auslöser der Mitteilung, die die Profiabteilung des Traditionsvereins am Donnerstagnachmittag verschickt hat, ist eine zweifelhafte Verkaufsaktion der "Löwenfans gegen Rechts". Auf Facebook kündigte das Bündnis an, vor dem Heimspiel am Samstag gegen Preußen Münster T-Shirts verkaufen zu wollen – für einen guten Zweck, klar. Auf den Leiberl prangt ein Banner mit dem durchgestrichenen Konterfei Ismaiks. Inzwischen wurde der Facebook-Eintrag gelöscht. Doch die Diskussion bleibt: Heiligt der gute Zweck die Mittel? Der Drittligist selbst sagt: Nein. "Insbesondere von einer Institution, die sich in der Vergangenheit oft vorbildlich für ein Miteinander und gegen Diskriminierung und Gewalt eingesetzt hat, hätten wir erwartet, dass sie mithilft Gräben zu überwinden", heißt es in der Mitteilung. Der Riss sei "tief und beänstigend". Klingt hart – ein Blick in die Kommentarspalten auf Fan-Blogs wie "dieblaue24.de" bestätigt aber genau dieses Bild. Teils wüste Beschimpfungen unter Löwen-Fans und über allem die Frage: Wer ist schuld daran, dass der Verein, der vor 20 Jahren zweimal in einer Bundesliga-Saison den FC Bayern schlug, derart abgestürzt ist?
Quelle & Weiterlesen: heimatsport.de