Kann man schon
„Mein Spielsystem tut ihm gut“: Bleibt Ziane bei Civa und Lok Leipzig?Am Montag bittet Trainer Almedin Civa seine Kicker des 1. FC Lok zum ersten gemeinsamen Training nach dem Urlaub. Der Kampf um den Verbleib von Stürmerstar Djamal Ziane (30) ist noch nicht gewonnen.Die Wanderschuhe werden wieder gegen die Fußball-Töppen getauscht, der Strand- gegen den Lederball. An diesem Montag (20. Juni, 13.15 Uhr) bittet Lok-"Reiseleiter" Almedin Civa zur Mittagsstunde seine hoffentlich hinreichend erholte und stolz gebräunte Truppe zum lockeren Anschwitzen ins heimische Bruno-Plache Stadion. Der Trainingsauftakt wird wie üblich öffentlich abgehalten, so dass man sich ein erstes Bild über das immer mehr Struktur gewinnende personelle Gesamtbild machen kann. Der Trainer und Sportdirektor formulierte vor dem sicherlich viel zu kurzen Urlaub das Ziel, frühzeitig eine gewisse Klarheit in der Kaderplanung haben zu wollen und mit etwa 18 Spielern in die erste Phase der Vorbereitung gehen zu können. Zwei weitere Kaderplätze möchte sich Civa noch bis zum August – der erste Spieltag ist offiziell auf den 5. bis 7. August terminiert – bewusst offenhalten, um flexibel auf weitere personelle Entwicklungen reagieren zu können: „Ich bin sehr zufrieden mit den bisherigen Planungen. Ich habe noch vor dem Urlaub eine Menge Gespräche mit potentiellen Kandidaten geführt. Glücklicherweise hat dann sehr schnell alles gepasst und wir haben gute Qualität dazu gewonnen.“
Gekommen sind bislang mit Riccardo Grym und Julian Weigel zwei Mittelfeldakteure, aus Chemnitz konnte Torhüter Isa Dogan nach Leipzig gelotst werden und zu guter Letzt wurde am Freitag das Arbeitspapier des blutjungen 17-jährigen Stürmers Antonio Verinac finalisiert. Er soll in Leipzig seine ersten Schritte im Erwachsenenbereich gehen. Doch damit ist das muntere Stühlerücken keineswegs abgeschlossen, es müssen schließlich auch die schmerzhaften Abgänge von Leistungsträgern wie Robert Berger, Jan-Ole Sievers und Luca Sirch kompensiert werden. Civa weiß genau, in welchen Bereichen noch Bedarf besteht: „Ein junger Außenverteidiger ist auch schon fix, das wird ganz kurzfristig noch bekannt gegeben. Dazu möchte ich gerne noch einen Außenstürmer unter Vertrag nehmen und die Abwehr stärken. Am besten wären zwei Innenverteidiger, ein junger Bursche, der sich entwickeln kann und einer, der uns sofort von null auf hundert weiterhelfen kann und eine gewisse Erfahrung hat.“
Dass der Transfer- und Spielermarkt aber kein Wunschkonzert ist, überrascht in Probstheida niemanden, es gilt, mit begrenzten finanziellen Mitteln die optimale Lösung für Civas Spielphilosophie zu finden: „Der Spielermarkt ist immer wahnsinnig groß, da muss man viele Gespräche führen und sich auf seine Kenntnisse und seinen Instinkt verlassen. Ich sage immer allen Spielern ganz klar, was ich von ihnen erwarte, ein Rumgeeiere wird es bei mir nicht geben. Jeder muss sich zu 100 Prozent mit unserem Weg und Konzept identifizieren.“ Mit Geldkoffern kann Civa seine Wunschspieler nicht gefügig machen, vielmehr zeigt er Wege auf, sich im Verein nachhaltig entwickeln zu können: „Wir gehen jetzt das dritte Jahr in Folge mit demselben Etat in die Saison, auf Teufel komm raus kann ich die Kohle nicht raushauen. Ich wurde geholt, um einen langfristigen Weg aufzuzeigen und diesen gehen wir auch diese Saison wieder mit jungen und hungrigen Spielern. Wir müssen jeden Cent mehrfach umdrehen, oberste Maßgabe ist, wirtschaftlich gesund zu bleiben.“ Kreativität und oftmals auch eine Menge Geduld ist beim Schürfen nach dem nächsten jungen Rohdiamanten gefragt.
Almedin Civa kann sich dabei auf seine umfangreichen Kenntnisse im Jugendbereich stützen: „Es ist von Vorteil, dass ich seit über zehn Jahren in dieser Regionalliga tätig bin, hier kenne ich mich sehr gut aus, vor allem auch bei den Jugendspielern. Darüber hinaus verfolge ich über Jahre schon auch die dritte Liga und deren Talententwicklung. Zu meiner Babelsberger Zeit habe ich verstärkt schon C-Jugendliche beobachtet und so etwas bleibt dann einfach im Hinterkopf, wenn man dann heute die mittlerweile 22- oder 23-Jährigen angeboten bekommt. Irgendwo hat man die dann schon einmal gesehen und holt sich ein Update über deren Entwicklung. Den Rest klärt man dann im persönlichen Gespräch mit dem Spieler, dem Umfeld und den Familien.“ Zum ersten Training der neuen Saison werden entsprechend auch einige junge Spieler zur Probe anwesend sein, auch aus der eigenen Jugend stößt etwas später im Verlauf der Vorbereitung noch ein Verteidiger hinzu. Ob sich hieraus feste Kaderplätze manifestieren können, müssen noch einige schweißtreibende Einheiten zeigen. Das personelle Grundgerüst ist intakt, immerhin konnten 14 Spieler gehalten werden. Die kontinuierliche Entwicklung kann also ungehindert weitergehen.
Ob der umworbene Djamal Ziane weiterhin ein Teil der blau-gelben Erfolgsgeschichte bleibt, ist abzuwarten, Civa selbst wischt eventuelle Bedenken diesbezüglich beherzt beiseite: „Ich gehe davon aus, das Djamal bleibt, ich habe nichts Gegenteiliges gehört. An wilden Spekulationen beteilige ich mich aber grundsätzlich nicht, so habe ich das schon immer gehandhabt. In meiner Funktion als Sportdirektor kann ich mich nur mit Fakten beschäftigen, solange kein anderer Verein an mich herantritt, ist das für mich überhaupt kein Thema.“ Ein Abgang Zianes wäre natürlich ein herber Verlust für den Verein, eine solche Identifikationsfigur nur ganz schwer zu ersetzen: „Wir alle mögen Djamal sehr, er ist eine Säule des Vereins und hat eine überragende Saison gespielt. Ich denke, diese muss und möchte er im kommenden Jahr bestätigen. Er fühlt sich hier sehr heimisch, der Verein tut ihm gut und mein Spielsystem tut ihm auch gut, er weiß, was er an Lok hat.“ Falls sich aber tatsächlich ein Angebot eines höherklassigen Vereins materialisieren sollte, sind auch Civa die Hände gebunden: „Wenn er sagt, ich möchte mit 30 Jahren noch einmal die vielleicht letzte Chance nutzen, etwas Anderes zu machen, dann sind wir machtlos. Ihn adäquat zu ersetzen, wäre so kurzfristig natürlich schwer, da hätte ich die sprichwörtliche Arschkarte gezogen. Aber auch in so einem Fall werden wir wieder eine Lösung finden, da bin ich überzeugt.“ Der Sommer ist noch lang, die Verantwortlichen in Probstheida werden mutmaßlich kaum von Langeweile geplagt werden. Die neue Mannschaft ist jung und ehrgeizig, wird sich aber finden müssen, um den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und die ambitionierten Ziele erreichen zu können. Der Trainer gibt die Richtung vor – ganz ohne Rumeiern.
Quelle --->
https://www.lvz.de/sport/regional/mein- ... PVJZE.html