https://www.lvz.de/sport/regional/lok-l ... 3CH4A.htmlLok Leipzig nach Last-Minute-Sieg euphorisiert: „Absoluter Wahnsinn“Was war das für ein Saison-Auftakt? Mit viel Leidenschaft und Kampfgeist holte sich der 1. FC Lok Leipzig am 1. Spieltag den ersten Sieg. Spieler wie Trainer waren nach Abpfiff wie auf Wolke sieben.
Georg Meyer
29.07.2023, 13:01 Uhr
Leipzig. Was war das für ein wahnwitziger Saisonauftakt für den 1. FC Lokomotive Leipzig – mit dem Siegtreffer in der buchstäblich letzten Minute belohnte sich die Mannschaft für eine respektable Leistungssteigerung in Hälfte zwei. Die Partie dient als 90-minütige Blaupause für all jenes, was den Verein ausmacht, die zahlreichen Neuzugänge „bekamen direkt die volle Dröhnung Lok“ (Djamal Ziane) und strahlten wie Honigkuchenpferde.
Das Lieblingswort eines bekannten Sky-Experten und ehemaligen Weltfußballers lautet „Mendalidäd“ - es passt in Probstheida wie Arsch auf Eimer. Trotz zahlreicher Neuzugänge und anfänglicher Schwierigkeiten ist die DNA des Klubs scheinbar im Erbgut verankert. Die vier Neulinge, die von Almedin Civa zunächst in die Startelf beordert wurden (Schütt, Wilton, Held, Adigo), sowie die eingewechselten Siakam und Ballo wurden während der Vorbereitung bereits eingenordet, Kapitän Ziane hielt ein zusätzliches Plädoyer: „Wir haben den Neulingen über sechs Wochen eingeimpft, wie es hier läuft und eben im Kreis habe ich es noch einmal angesprochen. Für solche Spiele bei einem Traditionsverein sind sie hier hergekommen.“
Während der nervenaufreibenden 90 Minuten am Freitagabend durchlief die Truppe sämtliche Amplituden des emotionalen Spektrums – Rückstand, Unsicherheit, Glaube, Ekstase: „Das war wirklich ein Lehrbuchspiel für die Neuzugänge, sie haben direkt die volle Dröhnung Lok Leipzig bekommen!“
Hauptverantwortlich für die deutliche Leistungssteigerung nach dem Seitenwechsel zeichnen sich die rund 3500 Fans, die laut dem Torschützen zum zwischenzeitlichen Ausgleich, Farid Abderrahmane, ein „gutes Gespür heute hatten, wann wir sie brauchen und was heute drin ist. Da hat nach dem Rückstand, der aus dem Nichts kam, keiner gemurrt.“ Es ist die perfekte Symbiose zwischen den Aktiven auf dem Rasen und derer auf den Rängen, die solch ein Spiel oftmals zu Gunsten der Blau-Gelben kippen lassen, wie Ziane anmerkt: „Wir alle wussten, ein Tor und das Ganze kann kippen. Dann kommen die Fans – so war es in der Vergangenheit und so war es auch heute.“
Luca Sirch: „Ich hatte Gänsehaut“
Freilich war spielerisch noch nicht alles Gold, was glänzt, der starke Gegner tat sein Übriges. So waren der pfeilschnelle Philip Türpitz und der gewohnt trickreiche Tolcay Cigerci nur mit Mühe unter Kontrolle zu halten. Doch Spiele in der Regionalliga werden auf vielfältige Arten und Weisen entschieden – meistens zwischen den Ohren, wie Abderrahmane meint: „Wir mussten immer hellwach sein, der Gegner war sehr gut. Aber wir kamen nach anfänglicher Unsicherheit immer besser rein. Mit jedem Freistoß, jeder Rudelbildung oder (fragwürdigen) Schiedsrichterentscheidung wussten wir: Jetzt sind wir wieder voll drin im Geschehen.“
Und was sagen die angesprochenen Neuzugänge zu ihrem blau-gelben Erweckungserlebnis? Innenverteidiger Maximilian Schütt, der neben Luca Sirch zu überzeugen wusste und selbst den Führungstreffer auf dem Kopf hatte, wusste gar nicht recht, wohin mit seinen Emotionen: „Es ist absoluter Wahnsinn! Ich hatte Gänsehaut, als wir in Rückstand gerieten und auf einmal das ganze Stadion L-O-K ruft. Das kannte ich nicht, vor so vielen Fans habe ich noch nie gespielt. Unbeschreiblich, das ganze Stadion steht und ich schaue nur in lachende Gesichter.“
Trainer Civa: „Die Jungs bereiten mir sehr viel Freude“
Das wohl breiteste und wie Porzellan glänzende Grinsen hatte allerdings der Matchwinner Abou Ballo aufgelegt. Erst unter der Woche gekommen und kurz vor Schluss eingewechselt, nagelte der Neuzugang aus Erfurt den letzten Nagel in den Altglienicker Sarg: „Ich fühle mich natürlich richtig gut, das ist wie eine große Familie hier. Für die nächsten Wochen erhoffe ich mir einfach mehr davon, mehr Minuten, mehr Tore, mehr Siege.“
Cheftrainer und Sportdirektor Almedin Civa, der nach Schlusspfiff überschwänglich im Spielerkreis jubelte kann also zufrieden sein, es läuft alles nach Plan: „Mich freut die Art und Weise, wie wir gewonnen haben. Die Jungs bereiten mir nach sechs Wochen Vorbereitung sehr viel Freude.“ Nicht nur ihm, auch und vor allem den gestern anwesenden Fans. Lok macht eben Lok-Dinge.
LVZ