„Denn obwohl der Bundesligaklub RB Leipzig heute viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, liegt Lok in puncto Tradition unangefochten vorn.“
Wirklich toll und auch achtungsvoll geschrieben. Allerdings stammt der Artikel von vor dem Spiel und umsomehr kann man sich ärgern... Aber das gehört nicht in diese Rubrik.
Lok Leipzigs 1:1 gegen den BFC Dynamo: „Gerede unter der Woche mitbekommen“
Lok-Trainer Almedin Civa sah seine Mannschaft beim Remis sogar leicht im Vorteil.
An den Spielern des 1. FC Lokomotive Leipzig war die Kritik der vergangenen Wochen nicht spurlos vorbeigegangen. Beim 1:1 gegen BFC Dynamo setzten sie ein erstes Zeichen und demonstrierten Geschlossenheit im Verein.
Georg Meyer 24.09.2023, 14:22 Uhr
Leipzig. Krise? Welche Krise? Trotz der Tatsache, dass „das Gerede ehrlicherweise schon in die Mannschaft gedrungen war“, zeigten sich die Spieler des 1. FC Lokomotive Leipzig unbeeindruckt und stoppten den Negativlauf mit einem engagierten Auftritt gegen ein Topteam der Liga. Die „kleine Wurst im Verein“ – Almedin Civa über sich selbst – steht wie ein Fels vor seiner Truppe, die Wende ist ein Gemeinschaftsprojekt.
Mit dem Punktgewinn gegen den BFC Dynamo konnten die Hobby-Kritiker und Labertaschen im Umfeld des 1. FC Lokomotive Leipzig vorerst mundtot gemacht werden. Ohnehin sei die Krise, zumindest was die Einstellung der Spieler angeht, nur angedichtet – sportlich aber fundiert. So brachte es Jannis Held nach der Partie auf den Punkt: „ In Aachen habe ich schon weitaus Schlimmeres erlebt, da haben wir uns gar keine Chancen heraus gespielt. Aber von den Ergebnissen her haben die Kritiker schon Recht, das war bislang zu wenig.“ Auch Tobias Dombrowa ist guter Dinge: „Ehrlicherweise haben wir das Gerede unter der Woche natürlich mitbekommen. Aber wir konnten das ausblenden und wussten, dass wir ein gutes Spiel machen werden.“
„Schwere Situation im Kopf nach drei Niederlagen“
Cheftrainer Almedin Civa war mit dem Auftritt seiner Jungs ebenfalls hochzufrieden, sah seine Truppe gar „über 90 Minuten betrachtet einen Tick näher am Sieg.“ Die erste Halbzeit hatte es dem Übungsleiter besonders angetan: „Wir waren schon sehr dominant und taktisch überragend. Der Gegner hat uns stark gepresst, aber wir konnten immer gute Lösungen dagegen finden.“ Man merkte Civa an, dass die Vorwürfe der vergangenen Woche im Inneren gärten – zwischen ihn und seine Schutzbefohlenen passt aber nach wie vor kein Blatt Papier: „Wir haben mit Ruhe gespielt trotz der schweren Situation im Kopf nach drei Niederlagen. Die Jungs sind top, spielen mit Leidenschaft und scheißen sich nicht in die Hosen! Wir haben auf Sieg gespielt.“
Fragen nach dem eigenen Befinden bügelt der erfahrene Coach ebenso routiniert ab, die klaren Worte seitens der Vereinsspitze seien handelsübliche Kritik: „Dünnhäutig war meine Reaktion nicht! Das Thema war bei uns und mir gar nicht so groß, aber die Fragen danach kann ich natürlich nicht ignorieren.“ Das Verhältnis zwischen den beiden Sportsfreunden Kracht und Civa sei nicht im Geringsten gestört: „Es wird ja so getan, als würden wir gar nicht miteinander reden – ich komme mit Torsten sehr gut klar.“ Die Mannschaft inklusive Trainer wissen die Situation schon ohne fremde Hilfestellung vernünftig einzuschätzen, kehren in knallharten Spielanalysen sehr wohl selbstkritisch vor der eigenen Haustür.
Junges Lok-Team entwickelt sich nach und nach
Manchmal muss der Druck eben entweichen – von Angesicht zu Angesicht: „Ich habe einfach gedacht, so jetzt reicht es! Jetzt muss ich auch mal etwas sagen, um die Spieler zu schützen. Ich weiß, was wir tagtäglich machen. Ich weiß, was die Jungs auf sich nehmen. Und ich weiß, was geredet wurde, als ich unterschrieben habe und wie wir angefangen haben.“
Viele Kritiker würden einfach auf den bequemen Zug aufspringen, Gruppenzwang ohne die Hintergründe zu kennen. Die Mannschaft ist ein Projekt mit vielen jungen Menschen. Wer Anfang 20 ohne Fehl und Tadel die Ausgeburt der Professionalität war, werfe den ersten Stein: „Ich hasse es ja, immer zu sagen, die Jungs sind noch nicht so weit und brauchen noch Zeit – aber es ist die Wahrheit!“ Ein reinigendes Gewitter soll den Himmel über Probstheida nun wieder aufklaren lassen – gemeinsam der Sonne entgegen. Manchmal hilft auch eine gewisse Distanz bei der Selbsteinschätzung und dabei, sich selbst nicht zu verlieren: „Ich höre mir alles an, ich bin doch nur eine kleine Wurst hier – der Verein ist über 100 Jahre alt.“