Ich packe den folgenden "KOMMENTAR ZUR NEUEN MACHTLAGE BEIM DFB" vom MDR (Patrick Franz) mal "hier oben" mit rein, da es hauptsächlich um die Aufstiegsregel geht
Nach Kochs Aus muss Winkler die Gunst der Stunde nutzenAller Anfang ist schwer, heißt ein Sprichwort. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist der Vorteil: Alles kann nur besser werden. Mit der Wahl von Bernd Neuendorf zum DFB-Präsidenten, der Entmachtung von Vize Dr. Rainer Koch und der Stärkung von NOFV-Boss Hermann Winkler sind die Voraussetzungen für den Neustart da. Jetzt gilt es, ehrlich mit der Vergangenheit zu sein. Koch hat die Ostklubs geknechtet. Durch seine Abwahl kann die Gleichberechtigung im deutschen Fußball wiederhergestellt werden.Die wichtigste Frage für viele mitteldeutsche Traditionsvereine ist die nach der Drittliga-Aufstiegsregelung. So dürfen die Meister der Regionalliga-Staffeln Nordost, Nord und Bayern nur alle drei Jahre direkt in die 3. Liga hoch, während die Erstplatzierten in Südwest und West immer einen Freifahrtschein erhalten. Das ist eine klare Zweiklassengesellschaft, ein klarer Verstoß gegen den Grundsatz der Chancengleichheit und ein Armutszeugnis für einen Verband, wenn er nicht mal einen für jeden Fan nachvollziehbaren und fairen Spielbetrieb organisieren kann. Ein maßgeblicher Strippenzieher hinter dieser Regelung war Rainer Koch.
Seine Strategie war: Südwest und West mit Sonderrechten bestechen, Nord und Bayern die zwei schwächsten Regionalligen zuzugestehen und den Nordosten dafür bluten zu lassen. Und wer sich dagegen beschwerte, der wurde von Koch persönlich mit Nachrichten und Anrufen unter Druck gesetzt, das bloß nicht länger zu wagen. So brachte es NOFV-Präsident Hermann Winkler am Samstag bei "Sport im Osten" mit süffisantem Lächeln auf den Punkt: "Rainer Koch war ein unheimlich fleißiger Bursche. Viele Jahre hat er rund um die Uhr für den DFB gearbeitet, die Mails kamen nachts um zwei Uhr, abends um zwölf Uhr. Aber natürlich auch immer mit dem Interesse, was für Bayern und den Süden gut ist, und manchmal eben auch, was persönlich von Vorteil ist."
Ab jetzt gilt es jedoch auch für den Ex-CDU-Politiker Winkler, die Gunst der Stunde zu nutzen. Seine Vorgänger waren in Frankfurt a. M. oft zu leise aufgetreten, hatten kein gutes Netzwerk und wurden deshalb über den Tisch gezogen. Jetzt wo mit Koch der größte Gegenspieler raus aus dem DFB-Präsidium ist, wurde der gebürtige Grimmaer gerade einstimmig bestätigt und bekam sein Aufgabengebiet aufgewertet. Statt Breitensport wie Altherrenfußball und Beachsoccer darf der NOFV-Präsident sich jetzt um Nachwuchsgewinnung und die Junioren-Bundesligen kümmern. Dass mit Prof. Silke Sinning eine seriöse Persönlichkeit aus dem Süden für Koch im Präsidium Platz nimmt, die zusätzlich laut eigenen Worten bei ihrer Bewerbungsrede für "eine offene Diskussionskultur" eintritt, verändert die Verhältnisse schlagartig. Winkler kann nun seine Positionen einbringen, sagt: "Es ist wichtig, dass wir für unsere Themen Verbündete finden. Der Ostfußball hat eine Riesentradition, aber er hat es schwer, weil wir ganz andere wirtschaftliche Strukturen haben. Es wäre wirklich schön, wenn wir den Spruch, der Meister muss aufsteigen, endlich mal umsetzen. Mein einfaches Modell heißt fünf Aufsteiger, fünf Absteiger. Doch leider ist die 3. Liga wie ein closed Shop und da müssen wir nochmal kämpfen."
Sein Vorteil: Auch in Bayern und im Norden fordern Spitzenklubs gleichberechtigte Aufstiegsregeln. Unwahrscheinlich ist aber Stand heute, dass das von Winkler favorisierte Modell sich durchsetzt. Vielmehr bedarf es der Kreativität des neuen DFB-Präsidiums, wie vier Regionalligen (für vier Aufsteiger) geschaffen werden können. Es gibt genug Spielraum, ohne die Nordost-Staffel in Gänze in Frage stellen zu müssen. Das muss nun endlich nicht mehr in Hinterzimmer-Lobby ausgeklüngelt, sondern kann auch demokratischer entwickelt werden. Ein wichtiges Argument in diesen Zeiten hoher Tankpreise: Die Fahrtstrecken für die Klubs innerhalb einer Liga dürfen nicht sehr viel größer werden.
Kreativität braucht der DFB auch sonst. Der neue Präsident des größten Sportverbands der Welt, Bernd Neuendorf, erklärte in seiner Bewerbungsansprache passend: "Die Welt hat sich verändert, wir müssen uns verändern." Denn das Image an der Basis ist fatal. In einer aktuellen Meinungsumfrage der Universität Würzburg und Hochschule Ansbach stimmten 93,1 Prozent der 11.725 Befragten der Aussage zu, dass es der DFB-Spitze "nur um Macht und Geld" geht. Nur 4,9 Prozent bejahten die These, dass es den DFB-Funktionären um das Wohl des Fußballs geht. Und bei einem Drittel der Fans hat das Interesse der Fußball-Anhänger laut einer ähnlichen Studie in der Corona-Zeit nachgelassen. Neuendorf gesteht sich das ein: "Die Fans wenden sich ab, sie sind genervt vom DFB." Um das zu ändern, benötigt es einen harten Kurswechsel.
Dafür müssen die Gräben mit der DFL dauerhaft geschlossen und ein gemeinsamer Dialog mit den Fans geschaffen werden. Gerade laufen permanent Studien, wie sich die Breite der Fußball-Interessierten an der Kommerzialisierung stört. Sie sollte ernst genommen werden. Ein gutes Beispiel ist der verunglückte Marketing-Slogan "Die Mannschaft" für die deutsche Nationalelf. Experten raten dem DFB schon länger, daraus "Unsere (National-)Mannschaft" zu machen. Dies würde auch eine neue Identifikation für die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land schaffen.
Doch auch dann geht es weiter. Neuendorf: "Die Vergangenheit zeigt uns, dass nach solchen Turnieren viele Kinder in unsere Vereine strömen. Sind wir darauf vorbereitet?" Winkler ist für diese Aufgabe vorgesehen und meint: "Das sind wir nicht. Es gibt zum Beispiel große Unterschiede zwischen den Ballungszentren und dem ländlichen Bereich. In den großen Städten wie Leipzig, Halle, Dresden, Chemnitz, Magdeburg sind die Vereine infrastrukturell und auch wegen fehlenden ehrenamtlichen Übungsleitern in Folge von Corona an ihren Kapazitätsgrenzen. Hier müssen unter anderem Fußballplätze und Hallen gebaut werden."
Doch der Aufgabenzettel beim DFB endet auch hier nicht. Viel zu lange hat der deutsche Verband international die Augen zugedrückt, die deutschen Fans sind längst über UEFA und FIFA empört. Neuendorf sprach das Thema bei seiner Kandidatur auf dem DFB-Bundestag an: "Ich habe immer gesagt, dass ich die Vergabe der WM nach Katar kritisch sehe, einerseits aufgrund der Menschenrechtslage dort andererseits unter Nachhaltigkeitsaspekten." Will der DFB glaubwürdig dafür einstehen, muss er international gerade als größter Mitgliedsverband auf den Putz hauen. Schon 2018 fand die WM als Show- und Propagandaveranstaltung von Wladimir Putin in Russland statt. Der Ukraine-Krieg beweist, wie gefährlich es ist, Autokraten Bühnen frei zu geben. Nach Katar 2022 findet das Turnier 2026 in Kanada, den USA und Mexiko statt. Ein riesiges Gebiet mit gigantischen Flugstrecken – ökologisch höchst fragwürdig. Und der größte Hammer kommt erst noch. 2030 will der Schurkenstaat Saudi-Arabien mit Italien die WM ausrichten, die Nachbarschaft zwischen beiden Ländern ist bis heute ein Geheimnis.
Immerhin: Dem Ex-SPD-Politiker Neuendorf nimmt man seine Positionen erstmal ab. Er tritt souverän und eloquent auf – und er muss nach Kochs Abwahl nicht mit dem Schrecken seiner Vorgänger zusammenarbeiten. Winkler meint: "Ganz wichtig ist, dass Bernd Neuendorf nicht in den alten Strukturen und manche sagen ja auch in den alten Machenschaften des DFB verwickelt ist – das ist eine große Chance." Das Motto für den DFB sollte also lauten: Näher am Fan, näher an den Vereinen und näher an den Landesverbänden zu sein – und so auch näher am Osten.
Quelle --->
https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/d ... g-100.htmlInterview mit Winkler --->
https://www.mdr.de/sport/fussball_1bl/v ... 90f5d.html
So I guess this is where I tell you what I learned - my conclusion, right? Well, my conclusion is: Hate is baggage. Life's too short to be pissed off all the time. It's just not worth it. (Danny Vinyard)