Ich bin das Spiel
"Konzepttrainer" glauben vor allem an ihre Philosophie. Spieler sind weniger wichtig. Haben sie die Rechnung ohne den Fußball gemacht?
Die Ablösung des Trainers Alexander Zorniger beim VfB Stuttgart ist bereits Geschichte. Die Art und Weise seines Scheiterns ist aber möglicherweise ein Fall für die Fußballgeschichtsbücher. Dass Zorniger in Stuttgart im vergangenen November scheitern sollte, stand eigentlich schon im August in der Zeitung. Wer sein Interview in der FAZ (
http://www.faz.net/aktuell/sport/fussba ... ageIndex_2) las, konnte ahnen, dass es nicht gut ausgehen würde in Stuttgart.
Er sprach über seine Idee von Fußball, und die geht so: Fußball sei ein Fehlerspiel. Das Spiel mit dem Ball, das Angreifen, sei fehleranfällig. Ein Trainer brauche nicht unbedingt gute Spieler, weil auch die Fehler machten, sagte der Trainer Zorniger. Im Fußball komme es vor allem darauf an, die Fehler des Gegners zu provozieren und zu nutzen. Anders ausgedrückt: Das Entscheidende im Fußball finde dann statt, wenn der Gegner den Ball hat. Wichtiger als der Einzelne sei daher das System. Es ist also eine Prämisse, die das Defensive zum entscheidenden Faktor erhebt, die Zornigers Fußball zugrunde liegt. Gleichzeitig hatte er offensiven Fußball angekündigt, um mit dem VfB Stuttgart in höhere Tabellenregionen vorzurücken.
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"Konzepttrainer" sind in der Regel selbstbewusste Trainer, häufig mit baden-württembergischer Sozialisation. Durch ihre Erfolge in den vergangenen Jahren sind die Konzepttrainer in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt worden. Demnach ist eine Karriere als Fußballer nicht mehr nötig, vielleicht sogar hinderlich, um ein guter Trainer zu werden. Die ehemaligen Spitzenspieler Felix Magath, Jupp Heynckes, Armin Veh, Bruno Labbadia oder Carlo Ancelotti hätten als Vorbilder für künftige Fußballlehrer ausgedient. Angesagt seien vielmehr die Musterschüler von der Trainer-Akademie, in wissenschaftlichem Denken geschult, idealerweise mit Bestnoten, wie Zorniger. Diese Sichtweise fand rasch viele Anhänger und Nacherzähler.
Quelle & Weiterlesen: zeit.de